In der Medizin spricht man bei einer chronischen Wunde mit tiefen Haut- und Schleimhautschäden von einem Ulcus (oder Ulkus). Meist bekommt man eine solche Wunde durch eine Einwirkung von außen oder durch Grunderkrankungen, die im Körper entstehen. Ulcus cruris ist eine Form davon und wird auch Unterschenkelgeschwür oder „offenes Bein“ genannt.
Im Folgenden stellen wir Ihnen die Entstehung und Ursachen des offenen Beins vor sowie dessen verschiedene Arten. Im Anschluss benennen wir die Risikofaktoren, geben Tipps zur Selbsthilfe und stellen unseren Behandlungsansatz vor.
Ulcus cruris Ursachen und Entstehung
Ulcus cruris entsteht in der Mehrheit der Fälle aufgrund einer Chronisch-venösen Insuffizienz (= chronische Venenschwäche, CVI). Die Prävalenz der CVI in der Gesamtbevölkerung variiert je nach Studie und untersuchter Population:
- Laut der Gutenberg-Gesundheitsstudie weisen etwa 40,8 % der 40- bis 80-jährigen Probanden eine symptomatische chronische Venenschwäche auf.
- Die Bonner Venenstudie zeigt, dass etwa 5 bis 10 % der Allgemeinbevölkerung von CVI betroffen sind, wobei die Häufigkeit mit dem Alter zunimmt.
- Laut der Deutschen Gesellschaft für Phlebologie und Lymphologie sind etwa 5 % der Erwachsenen in westlichen Industrieländern von der chronisch-venösen Insuffizienz betroffen.
Erste Symptome einer CVI sind „schwere Beine“, Krampfadern, Schwellungen, Verhärtung an Haut und Unterhautfettgewebe sowie braune Flecken am Knöchel. Als Ursache für chronische Venenschwäche gelten Störungen der Venenklappen – seltenerer können Thrombosen verantwortlich sein.
Seltener ist ein Ulcus cruris auf eine arterielle Durchblutungsstörung (= periphere arterielle Verschlusskrankheit, pAVK) zurückzuführen. Dann stellen sich die Symptome einer sich anbahnenden offenen Wunde anders dar. Risikofaktoren der pAVK sind u. a. Rauchen, Diabetes, Bluthochdruck und hohe Cholesterinwerte. Die übrigen Patienten und Patientinnen mit einem Unterschenkelgeschwür haben Stoffwechselstörungen, rheumatische Erkrankungen, Tumore oder Infektionen, die zu einer offenen Wunde führen.

Bluthochdruck ist ein Risikofaktor für pAVK sowie für Ulcrus cruris.
Arten vom Unterschenkelgeschwür
Unterschenkelgeschwüre unterscheiden sich in ihrem Erscheinungsbild und Verlauf deutlich voneinander. Sie werden in drei Hauptarten klassifiziert, die jeweils eigene Charakteristika aufweisen. Im Folgenden werden diese drei Arten vom Ulcus Cruris detailliert beschrieben:
Bei 60 bis 80 % aller Unterschenkelgeschwüre handelt es sich um diese Art. Im Volksmund spricht man hier auch oft von einem „offenen Bein“. Beinvenen transportieren Blut aus den Beinen zurück zum Herzen. Eine Venenschwäche erschwert dies. Staut sich das Blut in den Extremitäten werden die Blutgefäße geschädigt. Dann gelangen Nährstoffe und Sauerstoff nicht mehr in genügendem Maße ins Gewebe und Stoffwechselabbauprodukte werden nicht ausreichend abtransportiert. Das Gewebe leidet unter der Mangelversorgung, bis irgendwann die Haut am Innenknöchel oder Schienbein nachgibt: Es bleibt zu viel Gewebeflüssigkeit in der Haut und dadurch entstehen Wassereinlagerungen – diese werden auch Ödeme genannt.
Eine fachgerechte Behandlung ist hier unumgänglich, da sich sonst die Haut verfärben kann, Gefühlsstörungen entstehen, die Haut sich verhärtet oder sogar weitere Wunden entstehen.
Wenn die Durchblutung der Arterien (= Blutgefäße) gestört ist, entsteht ein Ulcus cruris arteriosum. In den letzten Jahren trat dieses Krankheitsbild immer häufiger auf und verursacht etwa 5 bis 10 % aller Unterschenkelgeschwüre. Durchblutungsstörungen können zusammen mit venösen oder lymphangiosen Ödemen oder einem diabetischen Fußsyndrom auftreten. Oft sind Ablagerungen (= Plaques) in den Blutgefäßen der Beine und Füße dafür verantwortlich, dass die Gefäße sich verengen oder verschließen, wodurch das Gewebe schlecht oder gar nicht durchblutet wird. Neben Unterschenkelgeschwüren kann dies auch zu Haut- und Gewebeveränderungen führen – besonders an Nagelbett, Nägeln, Zehenendgliedern, Außenseite des Fußrandes, Ferse und Streckseite des Unterschenkels.
Für die Behandlung arterieller Durchblutungsstörungen gibt es verschiedene Therapiemöglichkeiten, wobei der Grundstein für eine erfolgreiche Behandlung immer eine rechtzeitige ärztliche Diagnose ist.
Beim Ulcus cruris lymphangiosum handelt es sich um eine Lymphabflussstörung, die unbehandelt zu einem Venenstau führen kann. Ursachen können entzündete bzw. infizierte Lymphgefäße (z. B. durch das Entfernen von Lymphknoten), Vernarbungen, Tumore oder angeborene Fehlentwicklungen wie fehlende Klappen im Lymphsystem sein. Auch schlecht oder nicht behandelte Ödeme können das Lymphsystem dauerhaft schädigen und zu weiteren Ödemen führen. Denn durch geschädigte Lymphgefäße funktioniert der Pumpvorgang nicht mehr richtig und dadurch entstehen mehr Ödeme am Bein.
Es ist wichtig, diesen Blutstau mit Hilfe einer ärztlichen Diagnose rechtzeitig zu erkennen und dann sofort mit der passenden Therapie zu beginnen.
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Risikofaktoren von Ulcus cruris
Nachfolgend zeigen wir Ihnen einige Risikofaktoren, die ein Unterschenkelgeschwür herbeiführen können:
- Bluthochdruck
- Rauchen
- Stress
- Diabetes mellitus
- Geschlecht (Männer sind häufiger betroffen)
- Bewegungsmangel
- Kleidung (einschnürende Strümpfe, Socken)
- Übergewicht
- genetische Faktoren (Vererbung)
- ungesunde Ernährung
- erhöhte Blutfette
Selbsthilfe beim Unterschenkelgeschwür
Es gibt einige Maßnahmen, durch die Sie Unterschenkelgeschwüre verhindern oder den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen können. Das sind unsere Tipps für Sie:
- Trinken Sie viel Wasser oder Tee, sofern es keine gesundheitlichen Gründe gibt, dies nicht zu tun. Etwa ein / zwei Liter pro Tag sind ausreichend.
- Halten Sie Ihre Füße warm und trocken.
- Tragen Sie keine engen Schuhe.
- Tragen Sie keine engen Socken oder Strümpfe.
- Pflegen Sie Ihre Füße und Zehen sorgfältig.
- Ziehen Sie sich täglich frische Socken an.
- Kontrollieren Sie regelmäßig Ihre Füße und die Zwischenräume der Zehen.
- Vermeiden Sie, barfuß zu gehen – so senken Sie Ihre Verletzungsgefahr.
- Versuchen Sie regelmäßig Sport zu machen oder sich zu bewegen, z. B. einen Spaziergang zu machen.
- Senken Sie Ihren Bluthochdruck.
- Vermeiden Sie direkte Hitzeeinwirkungen.
- Hören Sie mit dem Rauchen auf. Das Risiko einer Beinamputation verringert sich so um das Zehnfache.
- Vermeiden Sie übermäßigen Stress. Stresshormone beeinflussen die Gefäße negativ.
- Achten Sie bei Diabetes auf eine gute Einstellung des Blutzuckers.
- Erhöhen Sie bei Ödemen in den Beinen beim Schlafen das Beinende um etwa 15 Zentimeter.
- Nehmen Sie Ihre vom Arzt verordneten Medikamente regelmäßig ein.
Besuchen Sie bei häufig auftretenden Durchblutungsstörungen regelmäßig den Arzt oder die Ärztin Ihres Vertrauens.

Tragen Sie beim Ulcus cruris keine engen Schuhe oder Socken.
Ulcus cruris Therapie in der Wundambulanz
Die Therapie eines Ulcus cruris venosum setzt sich aus mehreren Komponenten zusammen. Zum einen gilt es die in der Regel vorhandene Venenschwäche mit Kompressionstherapie und Bewegung zu behandeln, um den Abfluss des Blutes anzuregen. Reicht dies nicht, kann eine intermittierende pneumatische Kompression oder Lymphdrainage sowie die Entfernung oder Verödung einiger Venen notwendig werden. Liegt der Grund für Ulcus cruris nicht in einer Venenschwäche, muss meist eine andere Therapie eingeschlagen werden. Begleitend wird mit Medikamenten behandelt, um Schmerzen und eine eventuell bestehende Thromboseneigung unter Kontrolle zu bringen.
Ein großer Teil der Therapie fällt auf die Wundbehandlung: Offene Wunden müssen unbedingt fachgerecht und regelmäßig versorgt werden, um ein Ausbreiten auf das umliegende Gewebe zu verhindern und die Heilung anzutreiben. Behandlungsversuche in Eigenregie können die Wunde verschlimmern und zur Narbenbildung beitragen. Ein erfahrener Wundmanager oder eine erfahrene Wundmanagerin weiß, wie ein Ulcus cruris gereinigt und versorgt werden muss. Wundmanager und Wundmanagerinnen arbeiten Seite an Seite mit Ärzten und Ärztinnen in spezialisierten Wundzentren wie der Wundambulanz an den Standorten Wien, Niederösterreich und im Burgenland.