Eine der häufigsten chronischen Wunden ist das Druckgeschwür – auch Dekubitus oder umgangssprachlich Wundliegen genannt. Ein Dekubitus ist eine durch anhaltenden Druck verursachte Schädigung der Haut und des darunterliegenden Gewebes. Nicht jede Haut reagiert gleich empfindlich auf anhaltende Druckbelastung. Die Empfindlichkeit ist von der individuellen körperlichen Verfassung, Beweglichkeit und Hautbeschaffenheit abhängig. Auch ohne langanhaltenden Druck können wunde Stellen entstehen – vor allem, wenn die Haut bereits geschädigt oder feucht ist. In solchen Fällen spricht man von einem Pseudo-Dekubitus. Anders als beim klassischen Dekubitus ist hier nicht der Druck die Ursache, sondern vor allem Hautreizungen, Feuchtigkeit oder Infektionen. Die betroffenen Stellen sehen zwar ähnlich aus, haben aber eine andere Entstehung.
Für eine erfolgreiche Versorgung ist es wichtig, die individuelle Situation genau zu berücksichtigen – zum Beispiel, wie eine Person liegt oder sitzt und welche Körperregionen besonders gefährdet sind. Wenn diese Aspekte beobachtet werden, lässt sich eine Dekubitus Behandlung gezielt und nachhaltig umsetzen.
Ursachen für Dekubitus
Ein Druckgeschwür entsteht durch eine länger andauernde Druckbelastung auf eine bestimmte Körperstelle. Wird das darunterliegende Gewebe über längere Zeit zusammengedrückt, kann es nicht mehr ausreichend durchblutet werden. Die Folge sind Durchblutungsstörungen, die zum Absterben von Zellen führen können. Betroffen sind vor allem Regionen, an denen Knochen direkt unter der Haut liegen – etwa am Sacral-Gesäßbereich (= Kreuzbein am unteren Ende der Wirbelsäule), an der Ferse oder am seitlichen Oberschenkel.
Besonders wirkt sich eine Kombination aus Druck, Reibung und Scherkräften aus, da sie das Gewebe zusätzlich belastet und die Entstehung von Wunden deutlich begünstigt. Diese Kombination entsteht zum Beispiel, wenn der Körper beim Liegen leicht verrutscht oder wenn Personen mit eingeschränkter Beweglichkeit nicht regelmäßig umgelagert werden können. Auch Feuchtigkeit – etwa durch Schwitzen oder Inkontinenz – kann die Haut zusätzlich angreifen und die Entstehung eines Druckgeschwürs begünstigen.

Ferse gelten als eine der häufig betroffenen Körperregionen von Dekubitus.
Risikofaktoren von Druckgeschwüren
Ein Druckgeschwür entsteht nicht allein durch äußeren Druck. Es gibt eine Reihe von Faktoren, die das Risiko zusätzlich erhöhen. Diese können körperlich, neurologisch oder auch psychisch bedingt sein. Besonders gefährdet sind Personen, bei denen mehrere dieser Einflüsse gleichzeitig auftreten.
Zu den häufigsten Risikofaktoren zählen:
- Mangelhafte Durchblutung, z. B. durch Arterienverschlüsse oder niedrigen Blutdruck
- Bewegungseinschränkungen, etwa bei Lähmungen, Gelenkveränderungen oder Bettlägerigkeit – eine Lageveränderung ist eigenständig nicht mehr möglich
- Gefühlsstörungen, die das Druckempfinden mindern und frühe Warnzeichen unbemerkt lassen
- Flüssigkeitsmangel oder niedriger Blutdruck, die die Sauerstoffversorgung der Haut verringern
- Mangelernährung und / oder Abmagerung, die das Gewebe schwächen und die Regeneration verlangsamen
- Tumorerkrankungen oder ein insgesamt erhöhter Sauerstoffverbrauch, z. B. bei Fieber
- Stoffwechsel- und neurologische Erkrankungen, wie z. B. Diabetes
- Depressive Zustände, die zu Vernachlässigung der Eigenpflege führen können
- Blasenfunktionsstörungen oder Feuchtigkeit in der Anal-Genitalregion, z. B. bei Ekzemen oder Inkontinenz
- Weitere Faktoren: Alter, Infektionen, Gewicht sowie bestimmte Medikamente
Je mehr dieser Risikofaktoren vorhanden sind, desto sorgfältiger muss die Haut kontrolliert werden, um frühzeitig eine Dekubitus Behandlung einleiten zu können.
Wundversorgung in der Wundambulanz
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Dekubitus Grade: Grad 1 bis Grad 4
Dekubitus wird nach dem Grad der Gewebeschädigung in vier Stadien (auch Grade oder Kategorien genannt) eingeteilt. Diese Einteilung hilft dabei, die Tiefe der Wunde zu erfassen und eine passende Behandlung einzuleiten.
Im Folgenden finden Sie die vier Stadien in übersichtlicher Form:
Selbsthilfe bei einem Druckgeschwür
Es gibt einige Maßnahmen, mit denen Sie Druckgeschwüre verhindern oder positiv beeinflussen können. Wir haben Ihnen folgende Tipps zusammengestellt:
- Versuchen Sie sich regelmäßig umzulegen. Dadurch verteilt sich der Druck auf mehrere Stellen.
- Verwenden Sie eine spezielle Antidekubitus-Matratze oder Antidekubitus-Sitzkissen. Dadurch sitzen bzw. liegen Sie weicher.
- Ernähren Sie sich gesund und ausgewogen – besonders Eiweiß (Proteine) sind wichtig.
- Trinken Sie viel Wasser und / oder Tee.
- Bewegen Sie sich ausreichend.
- Beobachten Sie Ihre Haut, um gefährdete Druckstellen früh zu erkennen.
- Pflegen Sie Ihre Haut mit pflegenden Cremes, die Feuchtigkeit spenden und die Hautbarriere stärken.
- Kümmern Sie sich um Ihre Grundkrankheiten.
Dekubitus Behandlung in der Wundambulanz
Die Behandlung eines Druckgeschwürs erfordert eine sorgfältige, individuell abgestimmte Vorgehensweise. In der Wundambulanz steht deshalb der einzelne Mensch im Mittelpunkt – mit seiner persönlichen Lebenssituation, seinen körperlichen Voraussetzungen und den jeweils betroffenen Körperstellen.
Nicht jeder reagiert gleich auf Druckbelastung: Während einige Stellen besonders empfindlich sind, bleibt anderes Gewebe widerstandsfähiger. Aus diesem Grund wird bei der Versorgung genau darauf geachtet, wie eine Person liegt oder sitzt und wo das Risiko für eine Druckstelle am höchsten ist. Diese individuelle Betrachtung bildet die Grundlage für alle weiteren Maßnahmen.
In der Wundambulanz erfolgt die Behandlung ausschließlich durch erfahrene Ärztinnen und Ärzte bzw. speziell ausgebildete Wundmanagerinnen und Wundmanager. Ziel ist es, die Wunde fachgerecht zu versorgen, Schmerzen zu lindern und die Heilung gezielt zu fördern – unabhängig davon, in welchem Grad sich das Druckgeschwür befindet.
Neben der medizinischen Versorgung umfasst die Behandlung auch präventive Empfehlungen, um ein erneutes Auftreten zu vermeiden. So wird nicht nur die aktuelle Wunde behandelt, sondern auch ein langfristiger Heilungsweg begleitet.